Lausitzer Rundschau, 07.10.2009, von André Kurtas

Mit viel Kondition durch Lausitzer Sand

Weißwasser: Benjamin Hermannek schleicht zu Fuß über die Motocross-Strecke "Zum Wipfelgucker". Schaut hier. Schaut dort. Der 26-jährige Weißwasseraner ist schon etwas aufgeregt. In wenigen Augenblicken wird er mit seiner 520 Kubikzentimeter starken KTM-Maschine beim wichtigsten Rennen der Saison über die Piste jagen, der ostdeutschen Meisterschaft im Motorrad-Biathlon am vergangenen Samstag und Sonntag auf der anspruchsvollen Strecke zwischen Weißwasser und Trebendorf.

Hier gibt sich die ostdeutsche Elite dieser Sportart ein Stelldichein. Am Start sind rund 160 Teilnehmer, die in acht verschiedenen Klassen um den Sieg wetteifern. "Ich habe mich in den Läufen zur Landesmeisterschaft, die unter anderen in Luckau, Lübbenau oder Eisenhüttenstadt stattfanden, für diese Titelkämpfe qualifiziert", berichtet der junge Weißwasseraner stolz, der in der Klasse 5 ab 175 Kubikzentimeter an den Start geht.

Bereits seit 15 Jahren kommt Hermannek, der dem brandenburgischen MC Jämlitz angehört, vom Motorrad-Biathlon nicht mehr los. Vor allem die Kombination zwischen Motorradsport und Schießsport sei es, die ihn an dieser doch etwas "exotischen Sportart" fasziniere. "So gut, wie es ging, habe ich dafür am Wipfelgucker und auch auf anderen Motocross-Strecken der Region für diesen Meisterschaftswettkampf trainiert", so erzählt Benjamin Hermannek, Vater eines zweijährigen Kindes, der als Schlosser im Vattenfall-Kraftwerk Boxberg arbeitet.

Die Strecke am Wipfelgucker stellt an alle Fahrer hohe Anforderungen, gerade durch den tiefen Sand. Sie hat aber auch einen riesigen Vorteil: Man kann hier fast immer fahren. Egal zu welcher Jahreszeit, selbst bei Regen. Schlammschlachten sind eingeschlossen. Und von den Fahrern werde vor allem eines verlangt: Kondition. Die Kraftanstrengung sei hier entschieden höher als anderswo, weil die Fahrer ihre Runden hauptsächlich auch im weichen Lausitzer Sand absolvieren müssen. Oft wird hier auch im Stehen gefahren, im Sitzen würden die Maschinen mitunter im Sand stecken bleiben.

Mit voller Konzentration geht Hermannek am Samstagnachmittag in den ersten von zwei Läufen. "Die Konkurrenz ist hier sehr stark. Zu allererst möchte ich durchkommen und nicht vorzeitig ausfallen", so der Weißwasseraner. Dann wird die Startzeit herunter gezählt, und schon dröhnt es am Wipfelgucker, als die Rennfahrer über die Naturpiste jagen und einen Höhenunterschied von zehn Metern zu bewältigen haben.

Wie die Zuschauer an der Strecke erfahren, ist für den Motorrad-Biathlon keine Lizenz erforderlich. Das unterscheidet diesen Sport wesentlich vom Motocross. Aber Zielgenauigkeit ist hier mit dem Lasergewehr gefragt, mit dem seit zwei Jahren geschossen wir. Während des Rennens mussten sämtliche Aktive einmal an den Schießstand und treffen: fünfmal mit sechs Schuss. Wer schlechter zielt, kassiert Strafminuten.

Für die Zuschauer ist es am Rande der Piste nicht die erwartet staubige Angelegenheit. Zum Glück ist der Boden etwas feucht. Für Benjamin Hermanneck wird am Samstag der 19. Platz und beim zweiten Rennen am Sonntag der 23. Platz notiert. "Zum Glück bin ich ohne Ausfall und Verletzung durchgekommen", freut sich der Weißwasseraner, der ab heute in Tunesien erst einmal seinen wohlverdienten Urlaub genießt.

Benjamin Hermannek aus Weißwasser ist vom Moto-Cross-Biathlon-Fieber besessen. Foto: Kurtas, Lausitzer Rundschau

 

 

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