Mitteldeutsche Zeitung, 27.04.2003

Mit Kondition durch den tiefen Sand

Erster Lauf zur Landesmeisterschaft - Lob für Coswiger Strecke

Coswig/MZ/her. Armin Knaut schleicht mit Hund über den Platz. Schaut hier. Schaut dort. Knaut ist unter Druck. Am 16. Mai kommen die technischen Kommissare und nehmen die Motocross-Strecke in Coswig genau ins Visier. Jeden Sandhaufen, jede Absperrung. "Hier soll schließlich mal ne Deutsche Meisterschaft ausgefahren werden", erklärt Knaut, der die Strecke an der B 187a zwischen Zieko und Coswig erst möglich gemacht hat.

Die Verträge sind längst geschlossen. Am zweiten Wochenende im Oktober werden hier die besten Motocross-Mannschaften Deutschlands gekürt. "Das ist der attraktivste Wettbewerb überhaupt", findet Knaut und grübelt, was den Kommissaren missfallen könnte.

Am Wochenende missfiel überhaupt nichts. "Die Strecke ist gut", lobte Harry Herzau vom 1. Anhaltiner Motorradclub aus Dessau. Der Verein veranstaltete auf dem Gelände des MC Fläming den ersten Lauf zur Landesmeisterschaft im Motorrad-Biathlon. Bis der Meister feststeht, werden sieben weitere Rennen gefahren. Dass mit Coswig ganz in der Nähe eine Strecke entstanden ist, erleichtert Herzau die Planung der Rennen. "Wir kommen wieder", sagt er. Zumal Dessau keine eigene Motocross-Strecke hat. "Keine Chance", winkt der AMC-Vorsitzende ab. "Wir haben alles versucht. Seit 13 Jahren kämpfen wir für eine eigene Strecke." Jetzt hat er es aufgeben. Dessau, mit überdurchschnittlich vielen Naturschutzflächen gesegnet, findet für die Sportler keinen geeigneten Platz.

Umso interessanter ist Coswig für die Fahrer des AMC. "Die Strecke stellt hohe Anforderungen, gerade durch den tiefen Sand. Sie hat aber auch einen riesigen Vorteil: Man kann hier immer fahren. Egal zu welcher Jahreszeit. Selbst bei Regen." Schlammschlachten sind ausgeschlossen. Und von den Fahrern werde vor allem eines verlangt: Kondition. Die Kraftanstrengung sei hier entschieden höher als anderswo, weil die Fahrer ihre Runden fast ausschließlich im Stehen absolvierten. Im Sitzen würden die Maschinen im Sand stecken bleiben, weiß Herzau.

Nachdem am Sonntag die Drei-Stunden-Rennen stattfanden, waren am ersten Wettkampftag am Sonnabend 20 Runden zu absolvieren. Jede Runde ist 1 700 Meter lang, "also eine Stunde brauchen sie schon". Selbst die geübten Fahrer. Mitmachen, sagt Herzau, hätte theoretisch jeder können, der sein eigenes Moped oder Motorrad mitbringt. Für den Motorrad-Biathlon ist nämlich keine Lizenz erforderlich. Herzau: "Das unterscheidet unseren Sport vom Motocross." Und noch etwas: Mit dem Luftgewehr sollten die Fahrer einigermaßen umgehen können. Während des Rennens mussten sämtliche Aktive einmal an den Schießstand und treffen: fünfmal aus sechs Schuss. Wer schlechter zielte, kassierte Strafminuten.

Für die meisten ist Motorrad-Biathlon der Einstieg zum Motocross. "Das ist auch eine Geldfrage", sagt Herzau. Und Streckenbetreiber Knaut: "Krach macht beides." Doch mit dem Thema habe er abgeschlossen. Die letzten Lärmmessungen hätten ergeben: im Limit. Eine Sorge weniger für ihn.

Das Foto im MZ-Artikel war von W. Kirchhoff. Es trug folgende Unterschrift: "Fliegen ist doch schöner. Geschick und Kraft und von beidem reichlich verlangen solche Sprünge von den Fahrern. Am Wochenende haben sie auf der Motocross-Strecke in Coswig einen Wettkampf im Motorrad-Biathlon ausgetragen. Für die Zuschauer war es am Rande der Piste die erwartet staubige Angelegenheit, wenn die Fahrer ihre Maschinen durch den trockenen Sand dicht an ihnen vorbei lenkten."

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