Verkehrsmittel als Werbeträger zu nutzen, war auch in der DDR schon üblich. Bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben wurde ab 1985 wieder Reklame an Straßenbahnen angebracht - Busse blieben hiervon "verschont".

Der erste Straßenbahnzug mit Werbung war der T4D-Großzug 1120-1121-2066, der zu dieser Zeit im Betriebshof der Freundschaft (heute Westerhüsen) beheimatet war. Er wurde mit sog. Dachwerbung versehen - Reklametafeln, die oberhalb der Fenster im Dachbereich angebracht wurden. Der Zug warb für "Walzwerksanlagen aus dem SKET" (SKET = Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann - Magdeburg). Die Werbung erntete anfangs einiges Unverständnis bei den Magdeburgern, die sich fragten, ob sie nun, nachdem sie mit dieser Bahn gefahren waren, wohl mehr Walzwerksanlagen kaufen sollen...

Allerdings bewährte sich diese Form der Werbung im Dachbereich ohnehin nicht. Wenig später ging man zur sog. Bandenwerbung über. Hierbei wurden die großen Flächen der Fahrzeuge, unterhalb der Fenster, mit Werbung versehen. Im Gegensatz zum heute üblichen Verfahren, wo die Werbung per Folie aufgebracht wird, wurde sie damals allerdings auflackiert. Dadurch war das Aufbringen der Werbung ein etwas längerer Prozeß, sie stellte dann allerdings auch etwas "Bleibendes" dar. Bis 1990 änderten nur wenige Fahrzeuge, die einmal Werbung erhalten hatten, ihr Aussehen.

Hier einige Beispiele:

Das linke Bild zeigt Tw 1009 als Führungstriebwagen eines Großzuges der Linie 3 am Damaschkeplatz, Richtung Leipziger Chaussee. Der gesamte Zug hatte Werbung. 1009 warb für den Zoo ("Alle gehen in den Zoo"), der zweite Tw (1029) warb für das MAW (Magdeburger Armaturenwerk "Karl Marx"), der Bw (2033) empfahl Haushaltsgeräte von FORON. Rechts ist 1014 als Führungswagen eines Hängerzuges der Linie 6 zu sehen. Seine Aufgabe war es, für einen Besuch im Kulturpark (heute Stadtpark) zu werben. Zum Zeitpunkt der Aufnahme tat er das in der Haltestelle Karl-Marx-Straße/Wilhelm-Pieck-Allee (vor dem CENTRUM - heutigen Karstadt-Kaufhaus) in Richtung Hauptbahnhof. Bemerkenswert sind die beiden Herren in den grünen Uniformen, Höhe des Beiwagens...

Wo wir gerade vom CENTRUM-Warenhaus sprachen... Das linke Bild zeigt Bw 2135, der sich gerade auf dem Betriebshof Nord ausruhte, ansonsten aber eifrig für das CENTRUM warb - "Ein Weg - Ihr Vorteil". Auch auf dem rechten Bild ist gerade Pause. In Kürze wird der Großzug der Linie 13 aber von der Endstelle Barleber See losfahren. Dann kann Bw 2086 die Schichtarbeiter vom Plattenwerk, aus der Stahlgießerei, aus dem Asbestzementwerk usw. darauf hinweisen, daß man Fahrzeuge am besten im IFA-Fachhandel kaufen sollte (wo denn wohl sonst ?)

Auch 2071 war ein Beweis für zielgruppengenaues Marketing: Fahrgäste ! Kauft mehr Tagebautechnik aus dem VEB Schwermaschinenbau Georgi Dimitroff ! Aufgenommen auf dem Betriebshof der Freundschaft.

Lotto-Spielen war schon immer Mode. Links wirbt 2093, als Beiwagen eines Großzuges der Linie 9 in der Haltestelle BdVP (heute Leipziger- / Halberstädter Straße) dafür - am besten als ..."Dauerspiel - einfach und bequem über ihr Konto". Die beiden Triebwagen waren 1180 (Zoo - analog 1009) und 1181 (SKET). Rechts steht 1138 an der Endstelle Sudenburg im Regen. Seine Aufschrift: dlk (Dienstleistungskombinat) - hauswirtschaftliche Dienstleistungen.

Und hier noch ein Beiwagen: 2087, letzter Wagen eines Großzuges der Linie 10, in der Haltestelle Boleslaw-Bierut-Platz (heute Universitätsplatz), Richtung Sudenburg. Seine Botschaft: RFT - radio-television (Fachhandel für Ferseher, Radios usw.). Das Gebäude im Hintergrund (mit den Fähnchen) war das damalige Kaufhaus "Olympia" - ein Sportfachgeschäft. Nach 1990 wurde es C & A - was es vor 1945 schon war. Seit Ende der 90er Jahre beherbergt es die Hauptstelle der Magdeburger Stadtbibliothek.

Als Zugabe noch eine Übersicht über Werbung an Magdeburger Straßenbahnen, Ende der 80er Jahre (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

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